Überfettungsversuch 23.9.2007

Intention

Mich interessierte die pH-Wert-Entwicklung in der Reifezeit bei verschiedenen Überfettungen.
Da ich auch mal etwas Bienenwachs verseifen wollte, kam das auch mit dazu.

Vorbereitung

Folgende Fette wurden gewählt:
Palmöl 251g
Kokosöl 126g
Kakaobutter 40g
Bienenwachs (roh) 40g
Olivenöl 251g
Rapsöl 251g
Rizinusöl 44g (Rest)

Bienenwachs

Das Bienenwachs hatte ich vom Honighof Göken er bietet es dort aber nicht online an, im Prospekt findet man es als Art. 411 "Bienenwachs am Stück" und ist eigentlich für die Möbelrestaurierung oder für Kerzen gedacht. Preis (2007) -,95€ je 100g, die Stücke sind um 300g.
Es hängt noch einiges an Pollen am Wachs und natürlich ist es ungereinigt, was noch ein paar Schwebstoffe unbekannter Herkunft verursacht. ;-)
Das Wachs läßt sich mit einigem Kraftaufwand schneiden und ich habe so 40g abgewogen.

Fettauswahl

Da Bienenwachs das Schaumverhalten der Seife negativ beeinflußt, habe ich einen Rest Rizinusöl dazu genommen.
Gedanke war, eine möglichst harte Seife zu machen, daher Bienenwachs und Kakaobutter.

Überfettungsversuch

Ich wollte Teststücke zu etwa 100g bei verschiedenen Überfettungsgraden machen und habe im Seifenrechner für die Startmenge an Fetten 330ml Wasser und für eine niedrige Überfettung von 4% 134,4g NaOH ermittelt.
Ich wollte mit dem Stabmixer bis zu einer leichten Andickung mixen, den Topf auf die Waage und dann mit einem Eßlöffel 100g Masse herauslöffeln und in eine Milkywayform geben. Dann zur Restmasse zur Überfettung Rapsöl geben. Wieder 100g entnehmen und zur letzten Überfettung wieder Raps und das Probierfläschchen vom Parfumöl "Amber" zur Beduftung.

Berechnung der Ölmenge zur Überfettung

Rapsöl hat eine Verseifungszahl von 0,1354.
Wenn man Seifenmasse entnimmt, verringert sich prozentual die enthaltene NaOH-Menge:
Nneu = (N - N*E/G)
Wobei:
N
Nneu		 Menge NaOH
E Entnahmemenge (100g)
G Gesamtmenge vor der Entnahme
Die Gesamtmenge zu Beginn sind 1472g (berechnet, nicht gemessen, da schonmal ein Fehler!).
Die Startmenge NaOH sind 134g. Wenn von der Seifenmasse 100g entnommen werden, vebleibt noch
134g - 134g*100g/1472g = 125g NaOH

Die benötigte Menge zusätzliches Rapsöl sind:
ΔÜ/0,1354
Mit einem Überfettungssprung ΔÜ = 4%, also als nächste Überfettung 8%, errechnet sich das benötigte Rapsöl zu:
Nneu*ΔÜ/0,1354 = (N - N*E/G)*ΔÜ/0,1354

Da der Überfettungssprung gleich bleiben soll (4%, 8%, 12%) wird ΔÜ/0,1354 = 0,2954

Die Menge Rapsöl um die Restmasse um zusätzliche 4% zu überfetten: R = Nneu*0,2954

Die neue Gesamtmenge: Gneu = G - E + R

ÜF Masse NaOH Probe NaOHneu Raps Masseneu ÜFneu
4% 1472g 134g 100g 124,9g 36,9g 1409g 8%
8% 1409g 124,9g 100g 116g 34,3g 1343g 12%


Praxisbericht

Zunächst habe ich die festen Fette Kokosöl und Palmöl ausgewogen und im Topf auf kleinster Stufe langsam angeschmolzen.
Als der Boden mit flüssigem Öl bedeckt war, habe ich Kakaobutter und Bienenwachs zugegeben. Der Schmelzvorgang hatte Zeit, da ich zwischenzeitlich noch mit dem Auto untewegs war. Insgesamt vielleicht 30min.
Im Öl waren noch Reststücke Bienenwachs, die sich beim Umrühren dann aber aufgelöst haben. Die Masse wird rasch wieder fest, wenn sie mit der kühleren Topfwand weiter oben in Berührung kommt.

Dann kamen die flüssigen Öle dazu, die jeweils Zimmertemperatur (~18°C) hatten. Nochmal umgerührt und dann Natronlauge zubereitet. Da ich kein gekühltes Wasser vorrätig hatte, halt nur kellerkalt. Der Becher in einem kühlen Wasserbad hat sich die Lauge alsbald wieder abgekühlt. Zwischenzeitlich trübte die Fettmischung leicht ein. Ich habe dann aber nicht nochmal aufgeheizt, sondern die Lauge untergerührt. Bereits beim Umrühren mit dem Löffel änderte sich die Farbe des Öls zu einem dunkleren gelb. Mit dem Stabmixer 1x30sec und 1x15sec durchgemixt und der Seifenleim war schon fast zu fest.

Den Topf auf die Waage und 100g Probe herausgelöffelt. Die Probe wurde mit einem Würfelchen rote Farbseife von meinem mißglückten Färbeversuch gekennzeichnet.

Zum Glück hatte ich obige Berechnungen bereits am Vorabend gemacht und habe so einfach nur Rapsöl abgewogen und untergerührt. Die Masse stockte bereits langsam, wurde aber wieder flüssiger beim Umrühren.

Die zweite Probe mit jetzt 8% Überfettung wurde mit zwei Würfelchen roter Farbseife gekennzeichnet.

In die letzte Zugabe Rapsöl habe ich das ganze Probenfläschchen mit dem PÖ "Amber" gegeben und untergerührt.
Von der jetzt 12% Überfettung habe ich eine Probe etwa gleich groß, wie die anderen rausgelöffelt (genaue Messung war hier ja nicht mehr erforderlich). Diese Probe bekam drei Würfelchen Farbseife zur Kennzeichnung.

Mit der Restmenge habe ich die letzte Milkyway-Form gefüllt und noch 2 Margarinebecher (einer voll, der andere 3/4) gefüllt.
Um eine gute Gelphase zu bekommen, wurde alles ins Backrohr bei etwa 47°C eingestellt gegeben.

Nach etwa 2:30 Stunden zeigt sich eine intensive Gelphase bei den vollen Näpfchen und eine Braunverfärbung durch das PÖ. ein Umstand, der mich nicht stört.
Gelphase

Ich plane den Backofen noch bis 6 Stunden auf der Temperatur zu halten und dann abzudrehen. Morgen werde ich weiter sehen.

24./25.9. Ausformen

Durch den Aufenthalt im warmen Backofen haben alle Seifenstücke gegelt.
Zum Ausformen habe ich zuerst die Milkywayform in die Kühltruhe. Leider sind die Seifenstücke trotzdem recht klebrig (keine Wasserreduktion obwohl Rizinus) das Ausformen bereitet etwas Schwierigkeiten.
Die volle Margarineform habe ich dann abends noch für ein paar Stunden in die Truhe und ausgeformt, die andere Form kam tags darauf dran, auch bei der klebte die Seife am Boden an.

Die 12% Überfettung scheint recht weiche Seifenstücke zu verursachen. Allerdings werden die am vortag entnommenen Stücke durch die Trocknung bereits fester auf der Oberfläche. Die schwächer überfetteten Probenstücke sind nach einem Tag Trocknung bereits sehr fest.

Seite zuletzt geändert 07.10.2007
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