Versuch: Sodaverseifung

Angeregt durch ein Thema im Naturseifeforum wollte ich versuchen, ob eine Verseifung auch mit einer Sodalösung möglich ist.

Rezept

Für den Versuch kommen ja nur billige 0815-Fette in Betracht, ich plante eine Mischung zu je 100g Kokos, Palm, Raps und Sonnenblume.
Beim Abwiegen sind mir dann 20g zuviel Sonnenblume reingeschwappt, so habe ich dann nur noch 80g Raps genommen. Vom Seifenrechner her ist die berechnete Menge NaOH praktisch gleich.

Umrechnung NaOH auf Na2CO3

Der Seifenrechner ermittelt 54,64g NaOH für eine Überfettung von 8%. Die Umrechnung auf die benötigte Sodamenge geht über die Molekülgewichte:
Element Atomgewicht
Na 23
O 16
H 1
C 12
NaOH 23+16+1 = 40
Na2CO3 2*23+12+3*16 = 106
Da Na2CO3 2 Na-Atome erhält, sind in 106/2 = 53g Na2CO3 genauso viele Na-Atome, wie in 40g NaOH und nur auf die Na-Atome kommt es mir an.
Ich bekomme also eine Menge Soda: (54,64g/40)*53 = 72,4g

Diese Menge läßt sich aber in den 134ml Wasser, die der Seifenrechner ausrechnet nicht lösen. Ich bekam mit 170ml heißem Wasser das Soda fast komplett gelöst.

Herangehensweise wie OHP

Ich versuchte diese Verseifung wie bei einer OHP zu machen und mixte das geschmolzene Fett-Öl-Gemisch mit der Sodalösung.
Es enstand eine milchige, sehr helle Emulsion, die sich wegen der noch zu hohen Temperaturen langsam wieder auflöste.
Ich habe den Topf zunächst im Wasserbad gekühlt (unter Handwärme) und bekam dann eine stabile Emulsion. Allerdings gab es kein Andicken, wie man es von NaOH kennt. Nach ca. 1:30 Stunden habe ich eine Probe für eine evt. langlaufende Kaltverseifung genommen:
CP1
Der helle Streifen ist ein Lichtreflex.
Da abends aufgenommen ist es ein Mischlicht gewesen, ich habe versucht, die Farbe der Probe mit der Farbtemperatur im DPP hinzutrimmen.
Der Rest der Emulsion wurde auf der Herdplatte erhitzt. Dabei zerfiel die Emulsion wieder.
Mit Beginn des Köchelns zeigte sich eine Schaumbildung: brodel
Ein brennendes Streichholz ging sofort aus, wenn man es in den Topf senkte.
Es könnte sich also um CO2 gehandelt haben. Bei einer Verseifung würde das Gas freigesetzt.

Auf der Schaumschicht bilet sich regelmäßig eine feste Kruste, vermutlich Soda, das wegen der abnehmenden Wassermenge nicht mehr gelöst bleibt.

Nach 2 Stunden habe ich den Versuch abgebrochen. Unten im Topfboden hat sich eine dicke Salzkruste aus Soda gebildet.

Fazit: man kann eine Verseifung mit Soda nicht wie eine OHP angehen. Offenbar werden deutlich höhere Temperaturen benötigt.

am nächsten Morgen

Probe am nächsten Morgen:
CP2
Die Flecken könnten Bereiche sein, wo sich die Emulsion trennt.
...oder was anderes. ;-)

Das abgegossene Fettgemenge trennt sich im Becherglas:
Trennung
Der mittlere helle Bereich dürfte noch eine Fett-Laugen-Emulsion sein.
Andererseits hat sich die Schicht in den letzten 1:30 Stunde (seit ich hier tippe) nicht verändert
Unten sollte es definitiv Lauge sein.

2. Versuch

Ich werde das abgegossene Fett alleine erhitzen und versuchen, die Sodalöung portionsweise zuzugeben. Ich erhoffe mir davon eine höhere Reaktionstemperatur und damit eine bessere Verseifung.

So nach und nach bei etwa 125-135°C die Sodalösung zugegeben. Es schäumt jedesmal heftig auf und es macht sich ein leichter Seifengeruch bemerkbar. Nach etwa 2 Stunden abkühlen lassen.

Resultat: es ist ein Salzsumpf aus Soda in Öl entstanden.
Auf Wasserzugabe löst sich das Salz und es schäumt beim Aufkochen ähnlich einer Seifenlösung.
Vielleicht verseift es, wenn ich dieses wässriges Gemenge immer wieder aufkoche und verlorenes Wasser ergänze.

Fazit

Ich habe den Sud in ein Becherglas gegeben. Unten setzt sich die Sodalauge ab und oben unverseiftes Öl.
Ich betrachte den Versuch als weitgehend gescheitert. Es kam vermutlich zu einer schwachen Verseifung aber in viel geringerem Umfang, als ich mir erhofft habe.
Auf der CP-Probe hat sich ein Ölspiegel gebildet.
Ich werde alles noch eine Weile stehen lassen und beobachten:
fnale



Seite zueltzt geändert: 31.05.2008
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